Oktober 11, 2009

Tour de Tirol – Alpbachtaler Zehner – Kaisermarathon – Kaiserwinkel Halbmarathon

4 MILAs (Denise, Erwin, Andreas und Raphael) werden ab morgen die 73km der Tour de Tirol unter die Füsse nehmen. Die Tour de Tirol ist ein 3tägiger Wettkampf, welcher rund um die Ortschaft Söll stattfindet. Am Samstag steht die Königsetappe, welche zugleich auch die Bergweltmeisterschaft in der Langdistanz ist, an. 42.195 km und über 2000 Höhenmeter.

von Raphael Dür

Der Kaisermarathon: Weltmeister Erwin Keller

Der Hauptevent der Tour de Tirol – der Kaisermarathon – startete in Söll und ging hoch auf die Hohen Salve. Das Bergrestaurant konnte man vom Zimmerfenster aus sehen. Somit war schon mal klar, wo unser Ziel liegen wird. Aber was dazwischen ist, konnten wir nur erahnen. Am Vorabend wurde von den Veranstaltern kund getan, dass das Rennen verkürzt werde, wenn es Nebel auf der Hohen Salve hat. Ob dies nun eine positive oder negative Meldung war, wird man weiter unten im Bericht sehen.

Der Startschuss viel pünktlich um 10.30 Uhr. Bei prächtigem Sonnenschein nahmen wir die 42.195km in Angriff. Eine Schleife von etwa 7.5km führte uns aus dem Dorf hinaus über leicht kupierte Wege und Single-Trails wieder hinein nach Söll. Dabei liefen wir wieder direkt an unserem Hotel vorbei. Auf asphaltiertem Weg ging es hoch und runter. Nie wirklich steil aber auch nie wirklich flach. Es war wichtig, sich die Kräfte geschickt einzuteilen. Sprich, die ersten 21km sehr energiesparend zu laufen, damit noch genügend Reserven vorhanden sind, die vielen kommenden Höhenmeter zu meistern.

Am Start fühlte ich mich schon nicht all zu fit (war ich das Rennen am Freitag zu schnell angegangen?) und durch meine Unerfahrenheit (oder der jugendliche Leichtsinn) ging ich den ersten Teil viel zu schnell an. Somit verpuffte ich zu viel Energie. Kaum kam der erste happige Anstieg, wurden meine Beine schwer. Extrem schwer. Ich ging das erste Mal stehend K.O. Die anderen Läufer überholten mich. Bei einer weiteren Pause wollte ich am liebsten die Schuhe den Wald hinunter werfen, die Nummer wegreisen und das Rennen für Beendet erklären. Mein Glück war es, dass noch ein junger unerfahrener Läufer mit den gleichen Problemen zu kämpfen hatte. Zusammen motivierten wir uns und geteiltes Leid ist halbes Leid. Wir kämpften uns im wahrsten Sinne des Wortes den Hartkaiser hoch. Und so schnell wird sicher kein Wettkampf aufgegeben.
Mal laufend mal rennend ging es danach hinunter zum Hexenwasser. Während dem Abstieg sah man im Blickwinkel das Ziel. Aber jeder Höhenmeter, welchen wir nach unten gingen, musste am Schluss auch wieder erklommen werden. Sehr motivierend, wenn man mit einem leeren Tank umherläuft.
Hätte es Nebel gehabt, wäre das Rennen beim Hexenwasser beendet worden. Zu meinem Pech schien noch die Sonne, als ich das Schild, welches die letzten 2.5km markierte, passierte. In den kommenden 2.5km werden über 800hm gemacht. Somit kann man sich ausrechnen, welche Steigung der «Zielsprint» hat. An der Bergsohle angekommen, dachte ich mir, dass das Fluchen nichts bringen wird. Mit einem Lächeln und eisernem Wille ging es hoch zur Hohen Salve. Zwischenzeitlich dachte ich, dass ich eher an der Treppen-Lauf-Weltmeisterschaft bin, als wie an einer Berg-WM. Wenn meine Waden und Oberschenkel wieder brannten, setzte ich mich auf einen Stein und genoss die Aussicht. Es ging nur noch darum, die Ziellinie zu passieren. So konnte ich ohne schlechtes Gewissen mal eine kurze Pause einlegen anstelle der Hetz nach Sekunden und Minuten nachgehen. Ich hatte bis anhin noch nie so lange gehabt, um einen Kilometer hinter mich zu bringen. Während dem letzten Aufstieg kam mir Jon Krakauers Bestseller «In eisigen Höhen» (Bergsteiger, welche am Hillary Step (Mount Everest) mehrere Minuten für ein paar Meter brauchten und dabei immer wieder Zwischenpausen einlegen mussten) in den Sinn. Ich kam mir wie ein Protagonist dieser wahren Geschichte vor. Nur diesmal schrieb sie Raphael Dür.
Wie am Mount Everst kann das Wetter auch auf 1800hm schnell umschlagen. Unten noch Sonnenschein, verwandelte sich das Wetter später (30 Minuten) in Nebel und Regen. Dadurch nahm ich die Beine nochmals unter die Armen und legte die Gemütlichkeit ab. Das Ziel so nah, wollte ich nicht noch von einem Rennabbruch ?profitieren?. Ich lief der Ziellinie entgegen und freute mich sehr, die Ziellinie zu überqueren. Endlich am Ende. Die Qualen haben ein Ende.

Dies war nicht ein Sieg gegen die Zeit sondern ein Sieg des Willens. Hier war für mich ersichtlich, dass der Wille Berge versetzen kann. Mein Körper wollte bei Rennhälfte schon zurück in das Hotel gehen aber der Wille trieb die Beine immer weiter an. Ganz nach dem Motto – just never give up.

Ich war froh, dass die anderen MILA-Läufer die Strecke ebenfalls nicht so ohne weiteres hinter sich gebracht hatten. Jeder Läufer hatte mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen und durfte sich im Ziel ohne schlechtes Gewissen «als Weltmeister feiern lassen».

Andreas lief wieder als erster MILA-Läufer über die Ziellinie. Dicht auf Andis Fersen und nur einen minimalen Rückstand von 2 Minuten, finishte Denise den Marathon. Bergfloh Erwin distanzierte all seine Konkurrenten und wurde Weltmeister seiner Alterskategorie. Er kam 6 Minuten vor mir auf der Hohen Salve an. Gewonnen wurde das Rennen von Marc Lauenstein, welcher im Berlauf-Nationalteam der Schweiz ist. Damit löste er Wyatt als Weltmeister ab.

Am Abend feierten wir noch den Titel von Erwin und versuchten unsere Batterien wieder zu laden. Am nächsten Tag stand ja schon der nächste Wettkampf an.

Hier noch die Zeiten:
Andreas Pummer: 4:34:48
Denise Lichtensteiger: 4:37:44
Erwin Keller: 5:12:40
Raphael Dür: 5:18:51

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Alpbachtaler Zehner:

Das grosse Laufabenteuer hat mit einem Paukenschlag begonnen. Denise wurde in ihrer Kategorie zweite. Getoppt wurde dieser zweite Rang noch von Erwin. Er gewann überlegen seine Alterskategorie und durfte mit einem grossen Lachen die Siegermedaille in Empfang nehmen.

Aber nun alles vorneweg: Andreas und ich fuhren gestern gemütlich in das Tirol. Wie es der Zufall so wollte, fuhren auf einmal unsere beiden Teamkollegen vor uns. Via SMS machten wir einen ersten Treffpunkt aus ? die nächste Raststätte. Nach einer kurzen Verpflegung ging es weiter Richtung Söll. Im Startbereich angekommen, holten wir noch schnell unsere Startnummer ab und checkten im Hotel ein. Noch eine kurze Ruhe- und Vorbereitungsphase. Gemeinsam ging es in das 30km entfernte Dorf Rieth, in welchem der Lauf stattfand.

Kaum mit dem Aufwärmen gestartet, begann es leicht zu Nieseln. Zwischenzeitlich nahm der leichte Regen zu und wir rechneten schon mit dem Schlimmsten. Wir absolvierten zum Einlaufen eine Streckenrunde und waren von den Begebenheiten leicht überrascht. Es ging rauf und runter, über Wurzeln und Steine (ein bisschen mehr als am Städtlilauf).
Zum Start hörte der Regen wieder auf und wir waren nicht undankbar darüber. An der Startlinie warteten weitere 400 Läufer auf den Startschuss. Jeder, der schon mal an einem Stadtlauf mitgemacht hat, kann sich vorstellen, dass es sehr eng geworden ist. So wurde die erste Runde schneller als geplant in Angriff genommen. Dabei musste man sehr vorsichtig sein, dass man sich im Pulk nicht auf den Wurzeln und im nassen Gras verletzte. Mit jeder weiteren Runde fanden wir unseren Laufrhythmus besser und konnten in der letzten Runde nochmals zulegen. Das Publikum feuerte die Läufer kräftig an. Dies half, einen Zielsprint anzulegen und noch ein paar Mitstreiter zu überholen.
Im Ziel angekommen, galt es, die Muskeln zu lockern und die Energiespeicher wieder aufzufüllen. Es stehen ja noch 2 weitere Wettkampftage an.

Wie schon geschrieben, waren wir über die guten Rangierungen von Denise und Erwin sehr überrascht. Am Start weiss man nie, auf welchem Niveau die nebeneinemstehenden Läufer springen. Es war ein idealer Start für die MILA-Gruppe, welcher die Motivation für die nächsten zwei Tage bestimmt steigern wird. Wir alle freuen uns auf den Bergmarathon.

Hier noch die Zeiten:
Andreas Pummer: 39:39
Raphael Dür: 41:04
Denise Lichtensteiger: 42:21
Erwin Keller: 46:44

Das Marathon-Motto:
Begrüsse den Schmerz (Felix Gottwald)

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18. April 2009 – Läufermesse des Vienna City Marathons: Voller Faszination stand ich am Stand des Veranstalter der diesjährigen Berglaufweltmeisterschaft. Das Staunen verursachte nicht ein neues, elegantes Laufkleid oder ein schmerzloser Running-Schuh. Nein. Sondern das grosse Strecken- und Höhenprofil-Plakat der Tour de Tirol (TdT). Wie sollte es möglich sein, an drei Tagen 73km zurückzulegen mit einer Zusätzlichen Höhendifferenz von 2000 Metern? Dabei habe ich hier in Wien meine ersten 42.195km am Stück noch vor mir.

Ein knappes halbes Jahr später stehe ich auf der Starterliste der TdT. Schon komisch, wie sich alles entwickelt hat und sich der Körper immer besser an die langen Strecken und Höhenmeter gewöhnt hat. Das schöne ist, dass ich mein bislang längstes Läuferabenteuer nicht alleine durchstehen muss, sondern drei MILA-Laufkollegen (Denise, Erwin und Andi Pummer) werden sich ebenso der grossen Herausforderung stellen. Zudem werde ich bestimmt neue Grenzerfahrungen sammeln. Wie es ist, wenn jeder Schritt zu einer Qual wird und man nur noch durch den eigenen Wille angetrieben wird. Die Milchsäure einen stechenden Schmerz in den Muskeln verursacht. Das Ziel so nah ist aber doch noch so weit entfernt.
Wie es aussieht, werden wir noch einen weiteren Gegner haben. Das Wetter. Die Wetterfrösche melden für kommendes Wochenende Regen. Aber diese Meldung ist nicht schockierend für mich, denn Herausforderungen liebe ich. Man nimmt es wie es kommt und gibt das Beste dabei.

Tour de Tirol
Die TdT ist eine 3tägiger Laufveranstaltung, welche Rund um die Ortschaft Söll (liegt neben Wörgl und Kufstein) stattfindet. Im Zuge der Tour de Tirol 2009, ist der Kaisermarathon Schauplatz der Langstrecken Berglauf-WM. Diese Tatsache macht den Wettkampf noch ein bisschen attraktiver, da viele Top-Läufer an der Startlinie stehen werden und die Organisation auch dementsprechend sein wird – weltmeisterlich.

Alpbachtaler Zehner (Freitag 09.10.2009)
Der 10 km Abendlauf führt durch Europas schönstes Blumendorf, Reith im Alpbachtal. Dabei wird unter Flutlicht gesprungen und die Strecke ist dem Städtlilauf ähnlich (vier leicht kupierte Runden à 2,5 km durch das Dorfzentrum).

Kaisermarathon (Samstag 10.10.2009)
Der Start zum Highlight der Tour de Tirol erfolgt im Dorfzentrum von Söll. Weiter geht es über Scheffau, Ellmau, die Skiwelt Wilder Kaiser Richtung Ziel auf der Hohen Salve (1.829 m Seehöhe). Jonathan Wyatt, der 7-fache Berglaufweltmeister, ist der Favorit für die Bergkrone. Jedoch hat der Veranstalter in Afrika eine Qualifikation durchgeführt und die Besten an die Weltmeisterschaft eingeladen. Dies verspricht ein sehr spannendes Rennen zu werden (auch wenn ich da noch lange auf der Strecke sein werde, wenn der Erste die Ziellinie überquert).

Kaiserwinkel Halbmarathon (Sonntag 11.10.2009)
Vier flache Runden rund um den Walchsee mit traumhaftem Panoramablick. Die Strecke besteht aus Asphalt, Schotter und Wiesenwegen.

Ich hoffe, wir können die Läufe geniessen und kommen mit vielen einzigartigen Erlebnissen aus dem Tirol zurück.
Ich werde versuchen, einen täglichen Laufbericht zu schreiben und hoffe, euch einen persönlichen Einblick in die TdT geben zu können.

Mein TdT-Motto:
run if you can, walk if you have to, crawl if you must – but just never give up (Dean Karnazes – Ultramarathon Man)

Die laufenden Ergebnisse findet ihr unter www.tourdetirol.com