Juli 5, 2010

Felix Benz am Ultra-Trail in Verbier: 110 Km mit 6’900 m HD in 20 ½ Stunden all inclusive.

Die «Boucle» in Verbier, das ist Trailrunning in Extremis! Ein Erlebnislauf, der dieses Prädikat wirklich verdient. Die Strecke, mit dem Namen «Schleife» ind der einmaligen Naturgebiet Verbier St-Bernard, beinhaltet Herausforderungen zu hauf: Ständiges auf und ab, Steilheit bis fast «überhängend», Hitze von über 30 Grad im Walliser Talkessel, dann Gewitter und Temperatursturz bis fast auf den Gefrierpunkt auf 2’700 Meter, Rutschpartie über 500 Meter Schnee sowie unzählige Bachdurchquerungen und die Tücken der Nacht. Felix Benz hat all diese Strapazen recht gut überstanden und läuft in seiner Alterskategorie auf den 2. Rang.

von Felix Benz

Liebe Leserinnen und Leser
Nachdem Kathrin vor wenigen Tagen in Grenoble beim Grand Duc ihre Trail-Erfahrungen erweitert hat, war ich nun an der Reihe. Der Ultra-Trail in Verbier stand am 3.-4. Juli auf meinem Laufterminkalender. Mit Zug und Postauto fuhr ich am Freitag ins Unterwallis. In Verbier auf 1’500 Meter Höhe angekommen, holte ich mir die Startnummer. Damit verbunden war die Kontrolle der Ausrüstung. So benötigt jeder Teilnehmer ein Trinkrucksack und Notverpflegung sowie eine Regenjacke und andere Kleider gegen Kälte sowie eine Notfalldecke und anderes mehr. Alles Sachen, die bei einem Trail durchaus benötigt werden könnten. Denn das Wetter kann sich im Gebirge sehr schnell und unangemeldet verändern. Und bei einem Trail von 110 Kilometern mit 6’900 Meter Höhenunterschied kann schon mal etwas ungutes passieren.
Vor dem Abendessen traf ich meine Lauffreunde aus Chur. Über 20 Läuferinnen und Läufer bringen die Alpinrunner.ch in den beiden Distanzen 61 oder 110 Km an den Start. Ich durfte wieder von den Erfahrungen dieser Routiniers profitieren, denn einige, die in diesem Jahr starteten, waren schon bei der Premiere im 2009 in Verbier dabei.

Was bedeutet Trail?
Als Pfad, Spur oder Trampelpfad lässt sich «Trail» übersetzen. Suchen Veranstalter «normaler» Läufe möglichst gute Strassen und Wege aus, werden beim Trailrunning immer schwierige, schmale und möglichst steile Wege ausgewählt. Anders gesagt: Ein Trail fängt dort an, wo die die gewohnten Läufe alle aufhören. Einer der bekanntesten Trail ist der Ultra-Trail du Mont Blanc (166 km/10’000 HD). Der Ultra-Trail von Verbier, La Boucle, ist wohl etwas kürzer und hat weniger Höhendifferenz, doch in Sachen Anforderungen der Natur und die damit verbundenen Aufgaben dem grossen «Bruder» mehr als gleichgestellt. Das hat die zweite Austragung von Verbier klar gezeigt.

Eindrückliche Bilder
Wie bei den meisten meiner «Extremläufen» hatte ich auch beim VSB meinen Fotoapparat dabei. So kann ich mir und allen anderen Interessierten meine Eindrücke in tollen Bildern weiter geben. Denn die Erlebnisse sind kaum in Worte zu fassen. Wie im Vorspann erwähnt, war der Trail gespickt von Schwierigkeiten und extremen Wetterkapriolen, wie ich es bisher noch nie erlebt hatte. Ja der Veranstalter hat den Teilnehmern sehr viel zugemutet. Zum Glück ist alles gut abgelaufen, es sind mir keine gröberen Unfälle bekannt. Aber viele, praktisch die Hälfte aller Gestarteten, konnten den Trail nicht fertig laufen, zu gross war der Kräfteverbrauch. Mit den nachstehenden Bildern möchte ich versuchen, ein paar Emotionen, welche ich während den 20 ½ Stunden, die ich unterwegs war, zu vermitteln. Ich habe dank meiner Erfahrung bei langen Läufen auch den Ultra Trail von Verbier mit Erfolg bestritten. Nach dem Zieleinlauf um 01.30 Uhr fiel ich müde wie noch selten ins Bett.

2. Rang
Gegen Mittag begab ich mich wieder in den Zielbereich und noch immer laufen sie in Ziel. Jene, die über 30 Stunden unterwegs waren. Respekt für jeden einzelnen! Im Internet und im Aushang ist jetzt auch die Rangliste zu sehen. Und diese ist für mich fast unglaublich: Im Gesamtklassement stehe ich mit der genauen Laufzeit von 20:27:56 Std. an 43. Stelle aller 159 Finisher. Und in meiner Alterskategorie bin ich sogar auf dem zweiten Rang klassiert – Kaum zu glauben!
Es gibt überall und immer noch schnellere. So Denise Zimmermann, auch eine von den Alpinrunner. Sie ist die schnellste Frau mit der fantastischen Zeit von 17:42 Std. Sie wiederholt damit ihren Sieg des letzten Jahres. Ihre Laufzeit ist wie bei allen anderen aber deutlich höher als letztes Jahr. Das zeigt, dass die Strecke wahrscheinlich nicht nur etwas länger war, sondern auch bedeutend anspruchsvoller. Der schnellste Mann auf dem Rundkurs heisst Uli Calmbach, er kommt aus Deutschland und war nach 15:04 Std. im Ziel.

Alte und neue Freunde gefunden
Ueber meine Leistung bin ich stolz und glücklich, aber besonders schön ist, dass ich in Verbier wieder einmal viele liebe Lauffreunde wiedersehen durfte, die ich teilweise schon recht lange nicht mehr gesehen habe. Das ist ein Grund, weshalb ich so gerne an Wettkämpfe gehe. So liefen Julia Alter und Christian Fatton den «Boucle», beide mit grossem Erfolg. Sie haben vor kurzem geheiratet und dieser neue Bund scheint die beiden noch schneller als früher zu machen: Julia wird hinter Denise Zimmermann hervorragende Zweite und Christian gewinnt in meiner Kategorie. Auch mit Reto Leuch von Run Fit Thurgau gabs ein Wiedersehen. Und dann lernte ich neue Freunde kennen: Ricarda aus dem Solothurnischen, mein «Schutzengel» auf den letzten 30 Kilometern und Samuel Näf, dem zweitschnellsten Mann des Trails, darf ich neu zum Kreis meiner lieben Lauffreunde zählen. Und dieser Kreis wird immer grösser – einfach super!

Links
Weiteres über den Ultra-Trail Verbier, incl. Ranglisten, auf dessen Homepage auf diesem Link
Zudem unbedingt reinschauen bei den Alpinrunner.ch Link
Und wer noch mehr Bilder und Berichte über Verbier sehen möchte gehe zu Marathon4you.de Link