Zwei fantastische Marathontage und einige bemerkenswerte Leistungen sowie unzählige unvergässliche Momente bleiben bei den gestarteten Mila’s und deren mitgereisten Begleitern von der 20. Austragung des Jungfrau-Marathons in bester Erinnerung. Die schnellsten Mila-Laufzeiten erzielen die «Jungfrau-Neulinge» Guido, Isi und Andreas.
von Felix Benz
Fotos grösstenteils von Waldi Heeb
Die 20. Austragung des schönsten Marathon der Welt wurde gleich doppelt gefeiert: Am Samstag mit der Langdistanz-Berglaufweltmeisterschaft der Frauen und am Sonntag wurde der Weltmeister der Herren erkürt. – 10 Milas gehörten zu den über 7’000 Läuferinnen und Läufern, welche die 42.195 km lange Strecke von Interlaken hinauf auf die Kleine Scheidegg am Fusse der Eigernordwand in Angriff nahmen und dabei 1’829 Meter Steigung und 305 Meter Gefälle zu bewältigen hatten. Markus Hohenwarter aus Österreich wiederholte seinen Sieg aus dem letzten Jahr und wurde mit der Zeit von 2:59 Weltmeister. Die WM-Krone bei den Frauen geht an die Amerikanerin Stevie Kremer (3:22).
Die Frauen am Samstag
Edith Lüchinger, Rina Ebneter und Doris Lüchinger reisten schon am Freitag nach Interlaken, denn sie hatten sich für den Start am Samstag entschieden. Doris und Rina waren zum ersten Mal am JM am Start, mehr Erfahrung auf dieser einzigartigen Marathonstrecke hatte Edith. Lange führte Doris knapp vor Edith. Im steilen Schlussabschnitt konnte Edith zur Mila-Führenden aufschliessen und die beiden liefen praktisch zeitgleich nach 5:19 ins Ziel. Gut zwanzig Minuten später durfte sich dann auch Rina die Finishermedaille umhängen lassen und den Jubiläumspreis, einen Laufrucksack, in Empfang nehmen.
Zum Jubiläum Doppelmarathon
Zur 20. Austragung liess sich das OK einiges einfallen. So bekam jeder interessierte in diesem Jahr einen Startplatz, denn der Marathon wurde doppelt ausgetragen. Am Samstag und am Sonntag, wobei die jüngeren Männer keine freie Wahl hatten und am Sonntag zu starten hatten. Der Grund für diese Einschränkung liegt darin, dass in diesem Jahr Rahmen des JM auch die Berglauf-Weltmeisterschaften durchgeführt wurden und der Veranstalter alles daran setzte, dass am Samstag die Weltmeisterin als erste im Ziel ist und kein Mann. Die Männer erkürten ihren Weltmeister somit am Sonntag. Eine besondere Ausnahme gab es: Wer an beiden Tagen starten wollte, der konnte das tun. Und es gab über 150, die sich diese Doppelbelastung zutrauten. Zu diesen «Verrückten» gehört Nejdet Yergök. Der Mila finishte in 4:56 am Samstag und in 5:18 am Sonntag. Das konnten oder wollten die anderen Mila-Männer nicht. Stattdessen schauten sie sich, nachdem sie die Marathonmesse in der grossen Zeltstatt besucht hatten, Interlaken und das umliegende Panorama von oben herab an. Guido, Felix, Rolf, Andreas, Andrea und Waldi fuhren mit der Bahn auf den Harder Kulm und genossen den wunderbaren Herbstsommertag. Am Abend traf sich dann die ganze Truppe zum gemeinsamen Nachtessen. Isi reiste am Sonntagmorgen als letzter Mila an. Leider holte Markus H. wegen einer Verletzung seine Startnummer nicht ab und hat zwei grosse Marathontage im Kreise der Mila verpasst!
Guido, der schnellste Mila
Rolf Wälte und Felix Benz waren schon recht erfolgreich bei früheren Austragungen des JM, so lief Rolf im Jahre 2004 eine Zeit von 3:45. Auch Felix hat die «Schallgrenze» von vier Stunden schon zwei Mal unterboten. Doch diese «alten» Zeiten sind wohl für die zwei «Senioren» vorbei. Rolf startete zwar resolut wie eh und jeh und war in Lauterbrunnen bei der Halbmarathonmarke noch der schnellste Mila, doch dann verliessen ihn die Kräfte. «Flasche leer» in Wengen – Rolf beendete im mondänen Skiort den Lauf vorzeitig. Viel besser das Resultat von Guido Bischofberger: Ihm traute man aufgrund seiner Leistungen beim Montafon-Marathon und an den Bergläufen in diesem Jahr eine Zeit unter vier Stunden zu. Beinahe ist ihm dieses Zeit-Ziel gelungen. Guido meisterte die Aufgabe wie ein Routinier, er verfehlte die vier Stunden nur gerade um knapp zwei Minuten. Guido’s Ergebnis ist aber für einen JM-Einsteiger mehr als erfreulich, zumal die Hitze an diesem Tag auch nicht förderlich für Rekordzeiten war. Dann verging rund eine Viertelstunde, bis der nächste Mila das Zielband auf der Kleinen Scheidegg kreuzte. Mit 4:18 finishte Ismael Albertin. Auch er ein Neuling am JM. Er wagte auf den letzten Metern noch einen Schlussspurt und bezahlte diesen (Über-) Mut mit einem schmerzhaften Krampf in den Beinen. Dann ging’s fast Schlag auf Schlag: Andreas Weiler, Felix Benz und Fredy Schmid kamen ins Ziel und durften wie alle Finisher die Gratulationen und den Applaus der vielen Zuschauern entgegen nehmen und sich feiern lassen. Per SMS-Dienst erfuhr Felix, dass er in der Tageswertung seiner Kateg. auf Platz 1 steht. Diese Top-Platzierung ist schön und gut für die Analen, aber es gilt sie etwas zu relativieren. Denn sie kam zustande, weil seine AK und damit die absolute Elite der 50-jährigen schon am Samstag gestartet waren.
Die Jungfrau-Marathon-Idee – Erlebnis und Abenteuer zugleich – genau das war’s
Nach dem Start eine 3-km-Schlaufe durch Interlaken. Dann ein Abstecher zum fast 300 m tiefen grün-blauen Brienzersee. Die ersten 10 km sind flach als wär’s ein City-Marathon. Bei der uralten Holzbrücke von Wilderswil folgt der erste ruppige Anstieg. Hinauf geht’s, das Tal wird enger, Felswände prägen jetzt die Landschaft. Km 20: das Marathon-Dorf Lauterbrunnen, mit dem berühmtesten Wasserfall, dem Staubbach, genau bei halber Distanz. Es folgt auf 800 m Höhe eine völlig flache 6-km-Schlaufe zum Trümmelbach, bevor – bei km 26 – der ganz grosse Aufstieg beginnt. Hinein in die Wand: 26 Serpentinen bis Wengen! Hier, auf der Sonnenterrasse, hoch über dem Tal, erreichen wir den 30. Kilometer. 30 Kilometer hinter uns, 800 Höhenmeter unter uns – aber das grosse Ding beginnt erst: Noch liegen knapp 1000 m Steigung vor uns . . .
Mettlenalp, Wengernalp, Baumgrenze und ein Panorama das uns noch den letzten Atem nimmt: saftige Alpweiden, schroffe Felsen, Gletscher, die höchsten Eiswände der Alpen. Über uns thront die Jungfrau, zusammen mit dem Matterhorn und dem Mont Blanc der berühmteste Gipfel Europas. Und jetzt der Höhepunkt: die berüchtigte, die viel besungene Moräne – und das nach 40 km. Der letzte km führt nur noch abwärts – abwärts, auf dass wir hier in Ehren ankommen, am Ziel auf der Kleinen Scheidegg.






















































